Guinea-Bissau 2007

Dienstag, 18. Dezember 2007

Reisebericht

02.09.07 – 20.09.07
Djedue – Sao Domingos – Ingore – Bula – Bissau – Mansoa – Bambadinca – Xitolé – Quebo – Buba – Bambadinca – Bafata – Gabu – Bissau – Bissora - Ingore – Sao Domingos – Djedue

Bei dauerhaft tropischem Regen kamen wir früher als eingeplant an der Grenze zu Guinea an. Ab hier wollten wir mit dem Besuch unserer Freunde Daniel und Nina nun offiziell unsere „Heimreise“ antreten und später wieder Richtung Norden ziehen. Zuerst jedoch galt es die Einreiseformalitäten auf Portugiesisch bzw. dem örtlichen Creol zu bewältigen – ja, wir waren im einzigen „lusophonen“ Land unserer Reise angekommen. Auch wurde uns sehr schnell klar, dass hier alles ein wenig teurer werden sollte. So kostete das Passstempeln schon mal 3 Euro pro Person, die Straßenbenutzungsgebühr dann weitere ~22 Euro und die Polizisten verlangten bei jeder Fahrzeugkontrolle (und hiervon gab es viele…) obligat 7,50 Euro! Frohen Mutes schafften wir am Abend noch die wenigen Kilometer bis zur Grenzstadt Sao Domingos und suchten hier verzweifelt nach einem Stellplatz für die Nacht. Auf Anraten des örtlichen Zollbeamten sollten wir doch einfach auf dem Dorfplatz nächtigen; das wäre schließlich die sicherste Variante! In der Tat blieben wir mitten im Dorf stehend die ganze Zeit nahezu unbehelligt von neugierigen bzw. aufdringlichen Kindern. Schon im Reiseführer stand, das in Bissau, wie es umgangssprachlich als Abgrenzung zu Guinea-Conakry kurz genannt wird, die nettesten und freundlichsten Menschen Westafrikas leben würden. Dies konnten wir schon am ersten Tag bestätigen und es war in der Tat nahezu überall so – lediglich die total korrupten Polizisten mit immens überzogenen Geldforderungen auf Grund imaginärer Verfehlungen (Fahren mit falschem Schuhwerk; Verstopfte Waschwasserdüse; Fehlen der Nebelschlussleuchte ect.) führte recht schnell zu Erregung unsererseits (andererseits jedoch durchaus verständlich, wenn monatelang keine Gehälter bezahlt werden – irgendwie muss man ja seine Familie ernähren…). Die einzige wirklich befahrbare Verbindungsstraße aus der Casamance Richtung Bissau führt über zwei unwegbare Flüsse; den Rio Cacheu muss man mit einer etwas marode anmutenden Fähre passieren (10500 CFA/ LKW ~ 15 Euro); Nr. 2 passiert man über die von der EU nagelneu gebauten Brücke „Amilcar Cabral“ (10.000 CFA/ LKW; allerdings nur in einer Richtung zu bezahlen). Absolut beeindruckend war die im Gegensatz zur Casamance doch recht zerstreute Siedlungsweise (oftmals sind die Dörfer weit in den Busch gebaut) und die überwiegend gute Bausubstanz der sehr groß erscheinenden Häuser – von Lehmrundhütten sah man hier nicht viel. Der Regenwald erscheint in Bissau viel dichter und ursprünglicher, als in anderen Regionen Westafrikas – ein Indiz, dass das Land sich erst sehr spät vom Kolonialismus befreien und noch viel später nach außen öffnen konnte. Zerschossene Panzer oder gebrauchtes Militärgut sahen wir zwar nicht mehr am Straßenrand, die staatliche Instabilität und Korruption nach dem letzten Putsch bzw. Bürgerkrieg 1999 war jedoch allgegenwärtig. Dies bemerkten wir u.a. ganz deutlich während unseres zweiten Nachtlagers, als wir von minutenlangen Schnellfeuersalven aufgeschreckt wurden. Zum Glück stellte sich alles jedoch wieder als völlig unproblematisch heraus – laut befragtem Polizist hatte das Militär lediglich neue Munition bekommen und musste „üben“; Aha…

Die Hauptstadt Bissau, auch „Dunkles Bissau“ genannt (sowohl fließend Wasser als auch Steckdosenstrom sind hier Fremdworte…) versprüht den Charme einer lange vergangenen Kolonialmetropole. Aufgerissene Straßen, die von Bäumen durchwachsen werden; Häuser, die total zerfallen und von Pflanzen überwuchert werden; dazu eine überall zu merkende Lethargie der Bevölkerung, die einfach nur im Schatten auf das wartet, was da kommen mag… Insgesamt sehr anders als die übrigen von uns bisher bereisten Länder. Korruption und Rechtlosigkeit sind nicht gerade sehr Tourismus fördernde Parameter…

Nichtsdestotrotz verbrachten wir ein paar sehr schöne Wochen in und um Bissau und konnten bei perfekter lokaler Bewirtung mal so richtig ausspannen. Hier im tiefsten Tropengürtel hatte uns die Regenzeit nun so richtig erwischt. Andres als z.B. in Ghana, wo es abschnittsweise und zeitbegrenzt niederprasselt, schien es hier in Guinea tagelang gar nicht mehr aufzuhören – schon klar, was dann bei fehlendem Straßenbelag und Kanalisation so herumschwimmt…

Da wir auf Grund der Witterung und der damit verbundenen „Nebensaison“ nicht auf die vorgelagerten Inseln des Bijagos-Archipels hinausfahren konnten, versuchten wir uns mit einem Abstecher Richtung Süden. Über Xitolé und Buba wollten wir zur Richtung Bolama fahren, der ehemaligen Hauptstadt der portugiesischen Kolonie. Schon bald jedoch wurde überdeutlich, dass die Straßenverhältnisse abseits der Hauptstadtverbindungsstraße in katastrophalem Zustand waren – von so stark überwucherndem Busch mitten auf dem ehemaligen „Teer“ (so das wir nicht mehr richtig durchkamen), bis zu knietiefen Schlaglöchern über 30km (so das wir uns nur noch kriechend vorwärts bewegen konnten) – meist jedoch war überhaupt keine richtige Piste mehr vorhanden... Schlussendlich gaben wir im Dauerregen kurz hinter Buba, nach 2 Tagen Fahrt und gemeisterten 200km Wegstrecke mitten im schönsten, ursprünglichen Regenwald stehend, auf und wollten umdrehen. Aber auch dies gestaltete sich mit unserer „Maggie“ äußerst schwierig, denn schon beim normalen Zurücksetzen versanken wir (wieder einmal) hoffnungslos im total aufgeweichten Untergrund – glücklicherweise blieb uns eine neuerliche Bergeaktion erspart und die gute, mittlerweile sehr bewährte Allradtechnik half uns…

Sehr ähnlich war dann auch die Strecke Richtung Guiena-Conakry über Bafata und Gabu. Völlig marode und total überschwemmt war es abschnittweise unmöglich, die Fahrbahnmarkierungen noch auszumachen. Als es dann für uns bei Gabu nicht mal mehr möglich war einen Stellplatz zur Nacht im strömenden Regen zu finden (lediglich tiefster, überwuchernder Busch oder aufgeweichte Matschepampe waren als Alternative vorhanden…), war der Entschluss zur Umkehr nach Bissau recht schnell gefasst. 10 Polizeikontrollen später (glücklicherweise ohne geldwerte Forderungen!) landeten wir wieder wohlbehalten bei Nina und Daniel…

Da aber bekanntlich auch die schönste Reise sich irgendwann einmal dem Ende zuneigt, hieß es ein paar Tage später für uns, nach einer rauschenden Geburtstagsfeier für die beiden „Mädels“, Abschied nehmen. Ab hier wollten wir „offiziell“ unsere Rückreise über die Casamance nach Mauretanien und Marokko antreten. Was uns bisher schon aufgefallen war, bestätigte sich an unserem Abreisetag wieder einmal: bei tropischem Dauerregen waren die Polizeikontrollen eher mau; scheinbar hatte „man(n)“ keine besondere Lust, komplett durchgeweicht Papiere zu studieren. So war der Weg zurück zur obligaten Fähre schnell und stressfrei – was nicht gleich zu setzen war mit einer schnellen Fährpassage. Hier bot nämlich ein faustgroßes Loch im Fährboden ein gewisses Hindernis; und der passende Schweißer musst auch erst noch organisiert werden… Da dies ja bekanntlich Stunden (und manchmal Tage..) dauern kann, beschlossen wir, nach einem halben Tag des Wartens, die in der Karte verzeichnete Alternativroute über Farim zu nehmen – eine fatale Fehleinschätzung, wie sich später herausstellte…

Bis Bissora war es uns noch möglich der Straße zu folgen. Die Verbindungsstrecke direkt nach Farim erschien uns jedoch eher erfunden als wahrheitsgemäß… Kurzum ging es durch dichtesten Busch weiter nach Mansoa, um dort zu merken, dass die Straße von hier aus nach Farim ebenfalls nahezu unpassierbar war. Lianen und Gestrüpp hingen so niedrig, dass wir nur mit Mühe und einigen Lackschäden vorwärts kriechen konnten. Da wir mittlerweile schon über einen Tag unterwegs waren ohne wirklich vorwärts gekommen zu sein, drehten wir (wieder einmal…) um und fuhren zurück zur Ursprungsfähre (auch, weil uns niemand sagen konnte, ob es überhaupt noch eine Fährverbindung bei Farim über den Rio Cacheu gibt…). Nach dem Überwinden etlicher Polizeikontrollen mittels „Aussitzen am Straßenrand“ (Ja, an diesem Tag war uns der „Regengott“ nicht wirklich hold…) konnten wir doch noch die mittlerweile reparierte Fähre nehmen und am späten Abend unversehrt die sicherere Casamance erreichen. Aber auch hier waren wir vor überzogenen Geldforderungen nicht gefeit – der Zöllner, der zwei Wochen zuvor noch das Carnet „kostenfrei“ abgestempelt hatte, meinte nun auf einmal 5€ verlangen zu müssen. Komische Art der „Inflation“…



Weite Fotos zu Guinea-Bissau findet man hier...


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